Vida großes Glück auf 3 Beinen

Nun ist es beinah ein Jahr her, dass unser kleines Mädchen zu uns kam. Wir waren an dem Tag der
letzte Patient in der Tierklinik mit unserem Doggenjungen und sie saß im Nebenzimmer und sollte
nach uns ihr Bein amputiert bekommen. Sie war über eine Tiernotorganisation nach Deutschland zur
Operation gekommen, aber ihr Bein konnte nicht mehr gerettet werden. Es hatte mehrere
Interessenten gegeben, die alle abgesprungen waren, als sie hörten, dass ihr Bein amputiert werden
muss.
Ich hatte immer gesagt, dass ich neben unserem Prinzen keinen 2.ten Hund aufnehmen kann, aber
am nächsten Tag saß ich mit meinem Mann im Auto auf dem Weg zu ihr. Sie saß mit ihrer frischen
Wunde quietschvergnügt in der Klinik und freute sich ihres Lebens. Ihren Spaziergang auf drei Beinen
genoss sie in vollen Zügen. Es war klar, dass wir sie nicht mehr zurücklassen würden. Anfänglich zur
Probe, aber am 2. Tag sagte mein Mann zu ihr: „Gell, kleines Mädchen, Dich bekommen wir auch
noch durch“.
Wir tauften sie Vida, weil sie trotz allem was sie in ihrem jungen Leben erlebt hat, aufgeweckt und
freudig durch das Leben marschiert. Zweitname Ronja, die Räubertochter. Sie muss alles
ausprobieren und hält unsere Familie auf Trab. Natürlich bereitet es mir bis heute manchmal Angst,
wenn sie mit ihren drei Beinen durch das Leben flitzt und nicht auf sich aufpasst. Am Anfang wollte
sie uns beweisen, dass sie allein durch das Leben kommen kann, mittlerweile lässt sie sich fallen,
kuschelt gerne und sucht die Nähe.
Vida zählt als großer Hund, was es nicht immer leicht macht, die richtigen Transportmittel zu finden,
aber wir haben mit der Zeit gelernt, auf welchen Plattformen und Netzwerken wir fündig werden und
haben bei allen bisher besuchten Tierärzten und Tierkliniken sehr gute Unterstützung und
Verständnis erhalten. Wir haben uns dann für einen Rollstuhl entschieden. In der Stadt sitzt sie in
einem Hundebaggi für große Hunde, weil wir es ihr nicht zumuten wollen, zwischen den Menschen
längere Zeit mit einem Rollstuhl zu laufen, aber wir haben auch viele Hunde kennengelernt, die mit
Rollstuhl in der Stadt hervorragend zurechtkommen.
Da wir Vida als Welpen bekommen haben, mussten die Spaziergänge langsam erweitert werden. Die
Knochen und Gelenke durften nicht überfordert werden. So sind wir mit ihrem Rolli anfangs nur 10
Minuten gegangen und haben es langsam erweitert. Die Muskulatur hat sich gut aufgebaut und lässt
sie stabil laufen. Da sie ihr Gewicht auf drei Beinen tragen muss, achten wir sehr darauf, dass sie
schlank bleibt. Da sie Essen über alles liebt, sind wir als Familie gefordert, ihr nichts durchgehen zu
lassen ͧͨͩͪ.
Im Zusammenleben mit unserem Cäsar ist sie manchmal übermütig vor Freude. Und wenn sie bei uns
durch den Garten läuft, glauben wir, dass sie eher ein Springpferd als ein Hund ist, angesichts der
Distanzen und Hindernisse, die sie überspringt. Wir versuchen das richtige Maß an Spiel und Spaß
sowie Fürsorge einzusetzen. Zugegebenermaßen, es schwingt immer die Sorge nach einer Verletzung
mit, die einen behinderten Hund noch mehr einschränken würde. Diese Sorge wird mich auch nie
loslassen, weshalb ich immer versuche sie zu beschützen.
Natürlich ernten wir von den Menschen unterschiedliche Reaktionen von „toll“ und „was für eine
niedliche Hündin“ bis hin zu „solche Hunde gehören getötet“. Für uns ist Vida nicht behindert, für
uns ist Vida das gewollte Hundekind, was uns mal wieder gezeigt hat, worauf es im Leben ankommt.
Wir wollen sie in unserem Leben nicht missen und hoffen, dass viele andere Menschen Hunden eine
Chance geben, die angeblich schwierig und nicht perfekt sind.
Wenn Sie sich darauf einlassen, kann es ihr Leben verantwortungsvoller aber auch um so vieles schöner machen.